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Von der Relegation direkt „nach Europa“?

Liebe Mitglieder der Schwaben-Piranhas Reutlingen,

in meiner ersten Kolumne- nach 6 Spielen in der Saison 2023/2024 -  zur aktuellen Situation des VfB Stuttgart habe ich ein bisschen davon geträumt, dass es dem VfB nach zehn Jahren wieder gelingt, eine Saison zu spielen, in der es nicht darum geht, mit dem Abstieg aus der 1. Liga nichts zu tun zu haben, oder wenigstens den Relegationsplatz zu erreichen, sondern dass es um einen Platz geht, der zur Teilnahme zumindest an der in der Spielzeit 2021/2022 eingeführten UEFA Conference League berechtigt.

Mit dem Auswärtsspiel am kommenden Sonntag gegen Borussia Mönchengladbach wird die Vorrunde der laufenden Saison beendet. Aktuell hat der VfB nach den bisherigen 16 Spielen bereits 34 Punkte auf dem Konto. 11 Siege aus den ersten 16 Partien in einer Saison gab es für den VfB in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg noch nie. Zudem hat der VfB seit Einführung der 3-Punkte Regelung (1995/1996) in der 1. Bundesliga nach 16 Spielen lediglich in der Saison 2003/2004 (Trainer: Felix Magath) mit 35 Punkten einen Punkt mehr gesammelt. Großartig ist auch die aktuelle Tordifferenz von + 18. Sie wurde im Vergleichszeit letztmals ebenfalls in der Saison 2003/2004 exakt so erreicht, wobei der VFB gegenüber den damals erzielten 22 Toren (bei 4 Gegentoren) in der laufenden Saison mit 37 Toren (und 19 Gegentoren) vergleichsweise eine wahre „Torfabrik“ ist. Schließlich noch ein Vergleich zur vergangenen Saison: Da hatte der VfB nach 34 Spieltagen einen Punkt weniger als nun bereits nach 16 Spielen gehabt, mit 7 Siegen und einen Torverhältnis von 45:57.

Mit dem Abstieg wird der VfB in dieser Saison nichts mehr zu tun haben. Da lege ich mich fest, auch wenn Spieler, Trainer und Funktionäre des VFB gebetsmühlenartig eine offensichtlich abgestimmte Sprachregelung pflegen: „Wir denken nur von Spiel zu Spiel“….                                                        Und wenn dann 40 Punkte erreicht sind, dann wird man in Interviews sicherlich unisono hören: Wir denken weiterhin nur von Spiel zu Spiel und schauen, was am Saisonende dabei für ein Tabellenplatz herausspringt… die Saison ist noch lange, die Verletzungsgefahr besteht bis zum letzten Spieltag und es gibt auch in dieser Saison Mannschaften, die nach einer eher durchwachsenen Vorrunde in der Rückrunde richtig durchstarten.

Auch ich kann diese Verwandlung des VfB und in dieser kurzen Zeit kaum glauben. Vor fast genau gerade mal 7 Monaten hat der VfB gegen den HSV in der Relegation mit 2 Siegen und 6:1 Toren den Klassenerhalt geschafft. In den beiden Relegationsspielen hat der VFB mit Anton, Führich, Guirassy, Ito, Karazor, Millot, Silas, Vagnoman und Zagadou 9 Feldspieler eingesetzt, die zusammen 5 der 6 Tore gegen den HSV erzielt haben (wobei Guirassy neben seinem Tor auch einen Elfmeter vergab). Diese 9 Spieler gehören seit der Verpflichtung von Sebastian Hoeneß meist zur Startformation, sofern sie nicht verletzt sind. 

Alle diese Spieler wurden im Übrigen in der Zeit von Sven Mislintat als Sportdirektor verpflichtet. Sie alle haben ihren Marktwert gegenüber den veröffentlichten Kaufsummen unglaublich gesteigert. Demnach hat der VfB für diese 9 Feldspieler insgesamt rund 40 Mio. EUR ausgegeben. Zagadou kam ablösefrei, Karazor für 0,8 Mio. EUR, Ito für 0,4 Mio. EUR und  für Millot wird als Kaufpreis 1,5 Mio. EUR genannt. Laut Transfermarkt.de liegt der aktuelle Marktwert für diese 9 Spieler in Summe bei rd.153 Mio. EUR.

Die Verkäufe von Endo, Mavropanos und Sosa hat der VFB unter den aktuellen Sportdirektor Fabian Wohlgemuth durch feste Verpflichtungen von Spielern wie vor allem von Stiller und Mittelstädt sowie den Leihspielern Nübel und Undav bestens kompensiert. Außerdem hat Sebastian Hoeneß nach dem Weggang von Mavropanos verstärkt auf den auch in der Mislinat-Zeit verpflichteten Stenzel als rechter Verteidiger gesetzt. Ob Woo-Yeoung Jeong eine Option für die Zukunft ist, bleibt abzuwarten. Er hat zu wenig Spielzeit gehabt und kam bisher eher in der koreanischen Nationalmannschaft zum Einsatz, für die er viele Tore erzielen konnte. 

„Der VfB verzaubert die Bundesliga“ 

„Die Siegesserie wird langsam unheimlich“ 

„Wie lange surft der VfB Stuttgart noch auf der Erfolgswelle?“

„Die Verwandlung des VfB Stuttgart“, 

„VfB Stuttgart explodiert vor Glück“….  

Solche Schlagzeilen zu lesen, das tut jedem treuen und langjährigen Anhänger des VfB Stuttgart gut. 

Aber was macht die Verwandlung des VfB aus, vom Abstiegskandidaten zum Aspiranten im Wettbewerb um einen Tabellenplatz, der zur Teilnahme an einem der europäischen Klubwettbewerbe berechtigt?

Sebastian Hoeneß hat auf die Frage eines Reporter, was den Erfolg des VfB Stuttgart seiner Ansicht nach ausmacht, eine sehr kluge und vielsagende Antwort gegeben: „Das ist eine komplexe Frage“.                        Damit ist eigentlich alles gesagt. 

Einen schlauen Satz hat (natürlich) auch Felix Magath über den Erfolg im Fußball generell gesagt:

„Fußball ist ein sehr kompliziertes Spiel – man muss es einfach spielen, dann ist man erfolgreich“.

Dem kann ich nur zustimmen und meine, dass das System, das Sebastian Hoeneß spielen lässt - und wozu er beim VfB die geeigneten Spieler hat – für mich als relativ unbedarften Beobachter wirklich einfach aussieht. Der Ball wandert geduldig durch die Reihen, das Aufbauspiel wird abgebrochen und neu gestartet, wenn ein Gegner kompakt verteidigt oder keine vielversprechende Situation kreiert werden kann. Daher ist sehr viel Geduld und Passsicherheit im Spiel zu sehen und Risikopässe werden relativ selten gespielt. Damit erspielt sich der VfB im Unterschied zu früher sehr viele Chancen.  Auch deshalb, weil es nun Spieler gibt, die das Spiel schnell machen, den Ball halten können und passsicher sind oder schnell sind und sich -  wie Führich auf den linken Außenbahn - durchsetzen und zudem den Drang zum Tor haben.  

Natürlich spielt Sebastian Hoeneß eine zentrale Rolle Ein Glücksfall für den VfB. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Alles dies zusammen macht den derzeitigen Erfolg des VfB aus. Der Traum „Von der Relegation direkt nach Europa“ ist nach 16 Spielen nicht zu Ende. Auch wenn in den nächsten Wochen 4 Spieler fehlen, wovon mit Guirassy und Ito „nur“ 2 Spieler in der Startelf  der ersten 16 Spiele standen, wenn sie gesund waren. Zumal das Sturmduo Guirassy/Undav  in den ersten 16 Spielen noch nicht sehr oft zusammen gespielt hat. Wenn Undav (alleine im Sturm) spielt, dann ist Millot sein kongenialer Partner im offensiven Mittelfeld. So meine Eindrücke. 

Zu Abschluss der Hinrunde geht es am kommenden Sonntag zum Auswärtsspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Dort muss man nicht verlieren. Zum Rückrundenstart schließt sich eine Woche später das Auswärtsspiel in Bochum an. An Bochum haben wir keine so schlechten Erinnerungen…

Am 27.Januar steht dann mit dem Heimspiel gegen Leipzig eine Herausforderung an. Leipzig wird vom Kader her auch in diesem Jahr deutlich stärker eingeschätzt und hat aktuell lediglich einen Punkt Rückstand auf den VfB. Dann geht es Anfang Februar zum Auswärtsspiel nach Freiburg. Auch das wird ein heißer Ritt für den VfB, nach der 5:0 Klatsche im Hinspiel in Stuttgart.   

Bis dahin ist zumindest die Winter- Transferperiode beendet und wir werden sehen, wie viele Punkte der VfB dann nach 20 Spielen gesammelt hat.

Über die Zukunft von Guirassy beim VfB lohnt es sich nicht zu spekulieren. Aus rein sportlicher Sicht sehe ich derzeit keinen Sinn, wenn er in der jetzigen Transferperiode wechselt. Klar ist aber auch, falls er bleiben sollte, dürften die Spekulationen unvermindert weiter gehen. Das ist keine gute Situation für den Verein und ich erwarte auch nicht, dass sich Guirassy zum VfB bekennt, sofern er bis Ende Januar 2024 nicht wechseln sollte. 

Bei einigen anderen Spielern scheint das anders zu sein. Dazu gehört auch Undav, der wohl gerne bleiben würde. Sportlich und finanziell ist der VfB  wohl (noch) nicht in der Lage, sich 2 hochkarätige Stürmer leisten zu können. Müsste ich entscheiden, dann würde ich versuchen, Undav langfristig und ohne Ausstiegsklausel zu verpflichten. Auch sicherlich ein Traum.

So richtig bange ist mir vor den nächsten Spielen ohne Guirassy, Ito und Silas jedoch nicht. Zumal der Vorsprung auf Platz 6 derzeit 10 Punkte beträgt. Das ist ein gutes Polster. Je nachdem wer den DFB-Pokal gewinnt, kann auch Platz 7 reichen um international spielen zu dürfen.

Daher ist der Traum von „Europa, wir kommen wieder“ gar nicht so abwegig.

Viele Grüße aus dem Schwarzwald

Bernhard





 

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