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Auf dem Teppich bleiben

Nur einmal in der nun 57jährigen Zugehörigkeit zur 1. Fußballbundesliga hat der VfB Stuttgart nach sechs Spieltagen mehr Siege eingefahren als in der aktuellen Saison 2023/2024. Und der VfB hat mit Serhou Guirassy aktuell nicht nur den Top-Torjäger der Liga, es ist ihm mit der Leihe von Alexander Nübel ein Transfercoup zwischen den Torposten  gelungen. Auch Angelo Stiller als Nachfolger für Waturu Endo hat mich von seinem ersten Einsatz an bisher überzeugt.  Maximilian Mittelstädt wurde bisher lediglich in der Schlussphase der Spiele eingewechselt, hat aber jedes Mal auf der linken Defensivseite mit bissigem Zweikampfverhalten und Zug nach vorne auf sich aufmerksam gemacht. Woo-yeong Jeong hat in seinen bisherigen Spielen für den VfB noch etwas „gefremdelt“, dreht aber bei den Asienspielen als offensiver Mittelfeldspieler mit sechs Toren in sieben Spielen so richtig auf. Mit Anthony Rouault, Jamie Leweling und vor allem auch mit Deniz Undav hat der VfB drei Spieler auf Leihbasis, die bei ihren bisherigen Einsätzen gute Leistungen gezeigt haben. Und Deniz Undav weiß, wo das Tor steht und wirkt vor dem Torschuss nicht hektisch.

Natürlich ist die neue Saison noch lange, 28 weitere Spiele folgen. Aber nach sechs Spieltagen fünfzehn Punkte auf dem Konto, das ist beruhigend. Zumindest wenn man so wie ich denkt: Bis zum Nichtabstieg sind es „nur“ noch gut zwanzig Punkte.

Wir haben vier der fünf Siege gegen Mannschaften geholt, die derzeit im unteren Drittel der Tabelle stehen. Der fünfte Sieg, gegen den SC Freiburg, der die letzten Jahre weit vor dem VfB lag und auch dieses Jahr international spielt, war mit 5:0 sehr überzeugend herausgespielt. Genau so klar und verdient war aber auch die 1:5 Schlappe bei RB Leipzig. Im Oktober stehen die Spiele gegen Wolfsburg und nach der Länderspielpause gegen Union Berlin und Hoffenheim an. Im November geht es dann nach Heidenheim, im Heimspiel gegen Dortmund und schließlich zu Eintracht Frankfurt.

Natürlich erhoffe auch ich mir, dass der VfB bis zur Winterpause noch viele Punkte holt. Nicht nur weil nach der Winterpause zeitgleich der Afrika-Cup und der Asien Cup stattfindet und deshalb dem VfB einige wichtige Spieler für mindestens fünf Spiele (gegen Borussia Mönchengladbach, Bochum, RB Leipzig, Freiburg und Mainz) nicht zur Verfügung stehen werden.

Auch ich bin natürlich nicht ganz frei von der leisen Hoffnung, dass es dem VfB nach zehn Jahren wieder gelingt, international auflaufen zu dürfen. Und wenn es nur die Conference League wäre. Der „Entzug“ nach dem kläglichen Ausscheiden des VfB im August 2013 in der 3. Qualifikationsrunde zur Europa League gegen HNK Rijeka wirkt bei mir bis heute nach. Damals hat der VfB nach einer 2:1 Hinspielniederlage in Rijeka in der Mercedes-Benz Arena bis in die Nachspielzeit durch das Tor zum zwischenzeitlichen 1:1 durch Gentner und einem Eigentor von Rijeka in der 75. Minute mit 2:1 geführt, als Rijeka dann in der 90. +4. Spielminute der 2:2 Ausgleich gelang. Auf der Bank des VfB saß damals in seinem ersten Pflichtspiel Thomas Schneider. Er folgte auf den nach der dritten Saisonniederlage in der BL-Saison 2013/2024 entlassenen Bruno Labbadia.

Der aktuelle Kader des VfB ist gut aufgestellt, viele Positionen sind doppelt besetzt und vor allem für das offensive Mittelfeld gibt es einige Alternativen. Sven Mislintat hat in seiner 3 ½ Jahren Zeit beim VfB 37 Spieler verpflichtet und genauso viele Spieler wieder verkauft. Für mich hat Sven Mislintat einen großen Anteil am aktuellen Erfolg des VfB. Zehn Spieler, die unter Mislintat verpflichtet wurden, sind im aktuellen Kader des VfB: Waldemar Anton, Chris Führich, Serhou Guirassy, Hiroki Ito, Atakan Karazor, Enzo Millot, Silas, Pascal Stenzel, Josha Vagnoman und Dan-Axel Zagadou. Durchschnittsalter knapp unter 25 Jahren. Bis auf den noch verletzten Vagnoman standen alle neun Spieler bisher in der Startelf des VfB.

Sven Mislintat hat auch Spieler wie Wataru Endo, Sasa Kalajdzic, Gregor Kobel und  Konstantinos Mavropanos verpflichtet, alle für „kleines Geld“ gekommen, die für „großes Geld“ den VfB verlassen haben.

Mit Sebastian Hoeneß hat der VfB einen jungen, aber doch schon erfahrenen Trainer verpflichtet. Er hat offensichtlich den richtigen Draht zu den Spielern gefunden, macht offensichtlich klare Ansagen und ist empathisch.

Aber es ist aus meiner Sicht noch zu früh zum Träumen. Auf dem Teppich bleiben, bitte.

Ein bisschen Träumen?

So viel für heute.

Viele Grüße aus dem Schwarzwald

 

Soe 06.10.2023

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