Liebe Piranhas,
letztes Jahr hat der VfB Stuttgart mit dem Erreichen der CL-Ligaphase wieder die europäische Bühne betreten. Nach vierzehn langen Jahren gleich wieder in der „Königsklasse“ im europäischen Fußball spielen zu dürfen, damit rechneten nur die ganz großen Optimisten unter den VFB-Fans. An die vier magischen Nächte bei den Heimspielen in der letztjährigen CL-Ligaphase erinnere ich mich sehr gerne.
In der letzten BL-Saison lief es dann nicht ganz so erfolgreich, aber als DFB- Pokalsieger 2025 geht die Reise für den VfB auf der internationalen Bühne auch in dieser Saison weiter.
In der Europa League, der zweithöchsten Ebene des europäischen Fußballs. In der Europa League hat der VFB zuletzt vor 12 Jahren gespielt. Das Aus kam damals im Achtelfinale, gegen Lazio Rom. Da schied der VfB nach zwei Niederlagen nach einem 0:2 im Heimspiel und einer 3:1 Niederlage, vor leeren Rängen im Olympia Stadion in Rom, da Lazio Rom durch die UEFA kurzfristig vorher mit zwei Geisterspielen bestraft wurde, sang- und klanglos aus. Auch ich hatte damals einen Flug, eine Eintrittskarte und Übernachtungen gebucht. Zusammen mit Heiko und zwei weiteren Fanclub-Mitgliedern hatte ich mich dennoch auf die Reise gemacht. Statt Live-Fußball zu sehen haben wir Rom besichtigt und die damalige Papstwahl verfolgen können. Es war, wie alle meine Reisen mit dem Fanclub, ein unvergessliches Erlebnis – auch ohne Fußball.
Die Ligaphase der Europa League 2025/2026 begann mit dem Heimspiel gegen Real Club Celta de Vigo. Die erneut sehr hohe Erwartungshaltung der VfB Fans für die diesjährige „europäische Reise“ wurde im Stadion anhand der prächtigen Choreografie in der Cannstatter Kurve ersichtlich: „Wir hol’n dieses Mal den Europapokal“.
Die Stimmung auf den Rängen war erwartungsfroh, wenn auch die prickelnde und glamouröse Atmosphäre wie bei den CL-Heimspielen nicht aufkommen wollte. Ich als Schwabe formuliere es so: „A bissle Magic“ lag in der Luft.
Vielleicht lag die zu spürende Zurückhaltung auf den Rängen auch daran, dass der VfB in die neue BL-Saison nicht gerade berauschend gestartet ist. Die Pleite in Freiburg- mit drei Gegentoren innerhalb von 10 Minuten und nach einer 0:1 Führung bis zur 81. Minute- hängt sicher vielen Fans noch in den Klamotten. Es ist auch keine Frage, der erneute Abgang von zwei Leistungsträgern stellt den VFB und sein Trainerteam sportlich wieder vor Herausforderungen. Diese beiden Abgänge haben dem VfB sportlich sehr „weh getan“. Wenn man den veröffentlichten Ablösesummen Glauben schenken kann, dann bescheren aber allein diese beiden Abgänge dem VfB einen Transfererlös von rd. 120 Mio. EUR. Völlig irre, aber zum Verkauf von Woltemade NEIN zu sagen, bei besagten 90 Mio. EUR Ablöse, das wäre noch verrückter gewesen. Aber beim VfB sind sehr kompetente und fähige Personen sowohl im Vorstand der AG und dessen Aufsichtsrat und im Präsidium des Hauptvereins am Werk. Alles richtig gemacht, aus meiner Sicht.
Das Spiel gegen Real Club Celta de Vigo lässt sich sehr kurz und prägnant zusammenfassen:
Ein hochverdienter 2:1 Sieg und damit die ersten drei Punkte auf der internationalen Reise in dieser Saison auf dem Konto.
Sieht man von dem Lapsus von Nübel gleich zu Beginn des Spiels ab, als sein Abschlag in den Füßen des Gegners landete, dessen Stürmer aber das leere Tor deutlich verpasste. Das hätte das 0:1 sein müssen. Eigentlich. Danach bestimmte der VfB das Spiel immer deutlicher, scheiterte aber in der 1.Halbzeit letztlich an der guten Defensive von Celta de Vigo und deren gutem Torhüter. Die ersten sechs Spielen der spanischen La Liga hat Celta de Vigo fünf Mal unentschieden - jeweils 1:1 - gespielt sowie ein Spiel (zu Hause) 0:2 verloren. Dies zeigte sich auch im Spiel gegen den VfB. Celta de Vigo leistete eine solide Abwehrarbeit, kam aber in der ersten Halbzeit selten in den Strafraum des VfB. Die wenigen Chancen, die Celta de Vigo hatte, wurden von der fehlerfreien 4er-Abwehrreihe des VfB mit einem Durchschnittsalter unter 25 Jahren konsequent vereitelt.
Der Bann war zu Beginn der zweiten Halbzeit mit dem 1:0 durch den Neuzugang beim VfB am letzten Tag der Transferperiode, Badredine Bounanain, gebrochen. Die „Vorlage“ war ein punktgenauer Abschlag von Nübel und Bounanain überwand den spanischen Keeper mit einem Lupfer, von vor der Strafraumgrenze aus. Genial.
Danach war es nur eine Frage der Zeit, bis ein weiterer Neuzugang des VfB am letzten Tag der Transferperiode, Bilal El Khannouss, an der Strafraumkante einige Vigo-Spieler ausspielte und mit einem strammen Schuss das 2:0 erzielte. Celta de Vigo war im Spiel nach vorne auch in der 2. Halbzeit selten gefährlich.
Der VfB spielte 70 Minuten mit vier Neuzugängen. Lorenz Assignon (25, Vertrag beim VfB bis 2029) als rechter Verteidiger, Chema (20, mit Vertrag beim VfB bis 2030) im defensiven Mittelfeld an der Seite von Stiller, El Khannouss (21, für 1 Jahr ausgeliehen, VfB soll Kaufoption haben) als offensiver Mittelfeldmann (und Ersatz für Millot) sowie auf der rechten Außenbahn mit Bouanain (20, Vertrag mit VfB bis 2030). Alle vier „Neuen“ haben mich im Spiel gegen Celta Vigo überzeugt. Chema ist ein technisch versierter, schneller und umsichtiger Spieler fürs Mittelfeld, der im Unterschied zu Karazor den Ball im Mittelfeld schnell und bevorzugt nach vorne spielte. Khannouss, ein offensiver Mittelfeldspieler, ist ebenfalls sehr schnell und technisch sehr gut ausgebildet. Er hat zudem „Zug zum Tor“ sowie eine großartige Schusstechnik und ist schon nach wenigen Einsätzen drauf und dran, die Lücke die Millot hinterlassen hat, rasch zu schließen. Auch Bouanain ist eine Bereicherung für die Offensive. Auch er ist schnell, technisch stark, wendig und auch er weiß, wo das Tor steht. Er war nicht so auffällig wie El Khannouss, machte aber mit seinem Traumtor nach Traumvorlage von Nübel auf sich aufmerksam. Assignon hat seine Aufgabe als rechter Außenverteidiger bravourös gelöst. Auch er ist extrem schnell, mit und ohne Ball und technisch überzeugend. Er trieb das Spiel immer wieder auf der rechten Seite nach vorne und brachte einige gute Flanken vors Tor. Der Torwart von Celta de Vigo hat einen großartigen Schuss von Assignon noch gerade so entschärfen können. Der hätte ins Tordreieck gepasst.
Leweling und Mittelstädt beackerten die linke Seite von hinten bis nach vorne sehr intensiv und gut. Demirovic absolvierte wie immer ein großes Laufpensum, rieb sich in vielen Zweikämpfen in der Abwehr von Celta de Vigo auf. Vigo verteidigte häufig mit einer 5er-Abwehrkette und davon mit einem stark defensiven Mittelfeld. Daher hatte es Demirovic sehr schwer.
Alles in allem hat der VfB bis zum 2:0 einen sehr guten, überzeugenden Eindruck hinterlassen und es schien, dass er eher noch ein drittes Tor erzielt als Celta de Vigo den Anschlusstreffer. Celta de Vigo war im Sturm einfach zu harmlos, bis auf ihre Nummer 7 – Borja Igelsias. Er hat in der spanischen Liga vier der bisherigen sechs Tore für Celta de Vigo geschossen. Er sorgte nach seiner Einwechslung nach dem 1:0 immer wieder für Aufmerksamkeit, sei es, dass er nach Foulspiel von ihm eine gelbe Karte für seinen Gegenspieler forderte oder Entscheidungen des Schiedsrichters regelmäßig kommentierte. Und er war es auch, der Nübel mit einem trockenen Schuss kurz vor Ende der regulären Spielzeit überwand. Voraus ging ein leichtfertiger Ballverlust von Karazor im Mittelfeld. Karazor war nach 70 Minuten für Chema eingewechselt worden. Letztlich war der Sieg des VfB aber ungefährdet und hoch verdient. Drei Punkte zum Auftakt der Europa League 2025/2026. Bravo VfB, gut gemacht.
Im anstehenden Bundesligaauswärtsspiel beim Aufsteiger Köln dürfte die Abwehr des VfB deutlich mehr zu tun haben. Es ist davon auszugehen, dass Chabot, der Abwehrchef, wieder zum Einsatz kommt. Hendriks hat auf mich als Vertreter von Chabot gegen Celtic de Vigo ein überzeugendes Spiel abgeliefert, ohne Fehler. Auch Jaquez hat nach seiner Verletzungspause als Ersatz für den früh verletzt ausgeschiedenen Jeltsch aufmerksam und konsequent verteidigt. Karazor, Vagnoman und Führich haben mich nach ihrer Einwechslung nicht überzeugt, Tomas der für El Khannouss in der 70. Minute kam, schon eher. Mal sehen, ob die vier Neuen in Köln wieder von Beginn an auflaufen.
Der VfB hat erneut gute Verpflichtungen getätigt und Undav soll auch bald wieder ins Training einsteigen. Die Spiele vor der nächsten Länderspielpause dürften Aufschluss geben, wohin die Reise des VfB mit dieser Mannschaft (Durchschnittsalter von unter 25 Jahren) in dieser Saison gehen könnte.
So viel für heute
Viele Grüße aus dem Schwarzwald
Bernhard
26.09.2025/Soe